Im September 2022 findet wieder eine archäologische Ausgrabung auf dem Frauenberg statt – diesmal aber nicht direkt im Heiligtum, wo viele Jahre hindurch geforscht wurde, sondern auf einem Grundstück, das sich in direkter Nachbarschaft südlich davon befindet. Was sich dort befand, ob sich das Heiligtum weiter ausdehnte, als ursprünglich angenommen, ob es sich um Siedlungsareal der keltischen Latèneperiode handelt, oder ob Teile des Heiligtums dort entsorgt wurden, wird sich erst nach der Grabung zeigen! Diese wird in bewährter Weise durch Dr. Bernhard Schrettle (ASIST) und in Kooperation mit der Universität Graz und dem Tempelmuseum Frauenberg stattfinden, die Funde werden nach Abschluss der Arbeiten im Tempelmuseum verbleiben. Nähere Informationen im Tempelmuseum auf dem Frauenberg!
Grabungen am Vorplatz des Isis-Noreia-Tempels 2019/20
Die archäologischen Grabungen am Vorplatz des römischen ISIS-Tempels wurden mit 2019 wieder aufgenommen. Die Konzentration lag dabei auf die Vorgängerbauten des römischen Podiumtempels auf dessen Mauern das Tempelmuseum steht. Dr. Bernhard Schrettle wurde wieder mit der Grabung beauftragt und führte diese im Rahmen des Projektes ASIST (Archäologisch Soziale Initiative Steiermark) durch. In der Zeit vom 17. - 19. Juni 2019 wurde das ASIST-Team rund um Dr. Bernhard Schrettle von einer Gruppe von 10 Freiwilligen aus Deutschland und Österreich über den Verein Erlebnis Archäologie (www.archaeologie-erlebnis.eu) unterstützt.
Der Verein bietet Freiwilligen die Möglichkeit bei ausgewählten archäologischen Ausgrabungen mitzumachen. Ziel des Vereines ist es zusätzliche finanzielle Mittel in die Grabungskassen zu bringen, um jungen ArchäologenInnen eine zeitweise Beschäftigung zu sichern und wissenschaftliche Untersuchungen durchführen zu können. Aufgrund der hohen Nachfrage gab es von 13. - 17. August einen Zusatztermin am Frauenberg.
Am 18.6.2019 um 10:00 Uhr entdeckte Fr. Eva Backes-Miller aus Saarbrücken eine goldene Münze aus dem 3. Jhd. v. Chr. Am darauffolgenden Tag entdeckte Ing. Andreas Gollé, ASIST-Mitarbeiter beim Sieben eine weitere Goldmünze. Dieser Fund ist eine absolute Sensation, wurden doch seit 100 Jahren in Südösterreich keine derartigen Münzen mehr gefunden!
Bedeutend ist der Fundkontext: Die beiden Stücke wurden bei der Forschungsgrabung direkt vor dem Tempel gefunden in einer Schicht, die aus der Zerstörung des Heiligtums im späten 4. Jhd. n. Chr. stammt. Damals fand ein Ikonoklasmus statt, bei dem das Heiligtum zerstört und die Kultbilder zerschlagen wurden. Die Goldmünze gelangte in dieser Zeit in den Boden - gemeinsam mit Ausrüstungsteilen (einem Schuppenpanzer) eines Soldaten dieser Zeit.
Resumé:
Durch diese Grabung konnte nachgewiesen werden, dass die Kelten auf dem Frauenberg eigene Münzen prägten. Die Rohlinge für diese Münzen wurden in sog. Tüpfelplatten gegossen, von denen mehrere Stücke gefunden wurden. Die Auswertung der Neufunde wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Die Annahme, dass es sich um boische Prägungen handelt, die durch Handel auf den Frauenberg kamen, wurde in der Zwischenzeit geprüft und bestätigt. Klar ist, dass der Berg ein Zentralort war, ein Fürstensitz, der neben einem bedeutenden Heiligtum auch eine Münzprägestätte, monumentale Toranlagen und einen Befestigungswall besaß.
Grabungen am Vorplatz des Isis-Noreia-Tempels 2018
Die Ausgrabung des Jahres 2018 fand
an der Vorderseite des Podiumstempels statt – am sogenannten Tempelvorplatz statt.
Grabungsleitung: Dr. Bernhard Schrettle, ASIST
Eine etwa 11 x 7 m große Fläche wurde geöffnet und Schicht für Schicht untersucht. Zunächst wurden Planierschichten und Schuttschichten aus der Neuzeit angetroffen, die in Verbindung mit der Errichtung und Nutzung des Missar- bzw. Schulhauses, dem heutigen Tempelmuseum, stehen. Interessant wurde es dann allerdings im Sommer, als eine römische Schuttschicht und ein zugehöriger Boden entdeckt wurden. Dieser Boden – ein festgetretener Horizont auf dem sich zahlreiche Steinlagen befanden – konnte in der gesamten Fläche dokumentiert werden. Unter den Funden des Jahres 2018 befanden sich zahlreiche Architekturteile aus Marmor, die dem Podiumstempel angehörten, über 80 Münzen aus Bronze und Silber (dazu ist eine Sonderausstellung 2019 in Vorbereitung) und Bruchstücke von Keramik und Knochen. Zu den spannendsten Funden, die geborgen wurden, zählen Bronzeschuppen eines Schuppenpanzers, wie sie einst von römischen Legionären getragen wurden. Elf derartige entdeckte Schuppen, die zum Teil noch mit Bronzedraht miteinander verbunden waren, werden nun restauriert, und anschließend im Tempelmuseum ausgestellt. Die Panzerschuppen können so gedeutet werden, dass Angehörige des Militärs an der Zerstörung beteiligt waren, ein Vorgang, der auch im Einklang mit älteren Theorien steht, wonach der Frauenberg und der benachbarte Seggauberg in der Spätantike zum Standort einer militärischen Garnison wurden.
Die vielen neuen Funde müssen noch genauer untersucht und ausgewertet werden, ermöglichen aber schon folgende erste Schlussfolgerung: Im späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde der große Tempel gründlich zerstört. Die zum Teil großformatigen Bauteile aus Marmor wurden zerschlagen, das Mauerwerk abgerissen und übriggeblieben ist lediglich
das Podium. Im Zuge dieser Demolierung wurden mehrere Gruben ausgehoben, in die
anschließend die Statuen und Weihegaben aus dem heidnischen Heiligtum entsorgt
wurden. Das Ziel der Grabungsmaßnahme war es auch, den Zeitpunkt der Errichtung
eines schlecht erhaltenen Gebäudes, von dem bisher nur wenige Fundamente
freigelegt worden waren, näher zu bestimmen und die Theorie, dass es sich dabei
um einen Vorgängerbau des Podiumstempels handelt, zu untersuchen. Nachdem
jedoch die Ausgrabung des spätantiken Demolierungshorizontes aufgrund der
komplexen Befunde und des reichen Fundmaterials mehr Zeit in Anspruch nahm, als
ursprünglich geplant, musste diese Fragestellung für die Grabungskampagne 2019 aufgehoben werden.
Grabungen im keltisch-römischen Heiligtum auf dem Frauenberg 2015
Mitarbeiter von ASIST bei Grabungsarbeiten auf der Fundstelle: Im Bild eine spätrömische Heizanlage, in der die älteren Statuetten der stillenden Göttin eingebaut worden waren.
Spannende Befunde und reiche Funde sind das Ergebnis der archäologischen Grabungen im römischen Heiligtum auf dem Frauenberg. Die im Südosten des Freigeländes des Tempelmuseums gelegene Sondage - etwa 20 m vom Haupttempel entfernt - erbrachte derart wichtige Dinge, dass die Arbeiten auch 2016 eine Fortsetzung fanden.
Nach der Dokumentation einer spätrömischen Heizung und deren Abbau stellte sich heraus, dass diese direkt über einer größeren Grube errichtet worden war, die mit Architekturteilen, Skulpturenfragmenten, zahlreichen Weihestatuetten, einem Altar und weiteren bearbeiteten Steinen aus dem Heiligtum verfüllt war. Insgesamt wurden 15 vergleichsweise gut erhaltene Statuetten der hier verehrten Muttergöttin gefunden!
Zahlreiche neue Details zur Verehrung dieser Muttergöttin können wohl aus den Darstellungen geschlossen werden. Äußerst erfreulich war dann auch der Fund eines Kopfes, der in der letzten Grabungswoche Mitte Oktober an der Grubensohle gefunden wurde. Dass aber der Kult der Großen Göttin nicht der einzige im Heiligtum praktizierte Brauch war, zeigen andere Funde aus der spätantiken Grubenverfüllung: Ein Altar für den Gott Merkur sowie Architekturglieder einer Kapelle, in der wohl eine Statue dieses Gottes aufgestellt war. Diese äußerst qualitätsvollen Funde unterstreichen die große Bedeutung des Frauenberger Heiligtums! Welche Kulte hier praktiziert wurden, wie sich die religiösen Traditionen veränderten, und welche einheimisch-keltischen Wurzeln hier bis weit in die römische Kaiserzeit hindurch wirkten, soll in den kommenden Jahren noch nachhaltig erforscht werden.
Weitere Informationen zu den aktuellen Grabungen am Frauenberg - siehe neue Homepage von ASIST - hier